Forschungsprojekte

Untersuchungen zur Erfüllung psychischer Bedürfnisse im Alltag Erwerbstätiger

Die Erfüllung psychologischer Bedürfnisse spielt eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden. Allerdings ist noch weitestgehend unklar, wann und in welchen Situationen psychologische Bedürfnisse befriedigt werden und wann sie unerfüllt bleiben. Daher wird in Studien unter Leitung von PD Dr. Karsten Paul und Dr. Andrea Zechmann der Frage nachgegangen, inwiefern sich bei erwerbstätigen Menschen die Befriedigung psychischer Bedürfnisse in verschiedenen Alltagssituationen unterscheidet. Die Studien werden mithilfe der Experience Sampling Methode durchgeführt. Für diese besondere Form der Erhebung beantworten Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Woche lang mehrmals am Tag zu zufällig gewählten Zeitpunkten einen kurzen Online-Fragebogen. Dadurch kann das aktuelle Erleben der Teilnehmenden bestmöglich erfasst werden und es können besonders stichhaltige Schlussfolgerungen gezogen werden.

DFG-Fortsetzungsprojekt zu psychischen Spätfolgen von Erwerbslosigkeitserfahrungen

Viele Menschen machen in ihrem Leben mindestens einmal die Erfahrung von Erwerbslosigkeit. Vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Arbeitswelt ist davon auszugehen, dass in Zukunft immer mehr Menschen Phasen von Erwerbslosigkeit erleben werden. PD Dr. Karsten Paul hat zusammen mit Andrea Zechmann, M.Sc., in einer sechs Wellen umfassenden DFG-Längsschnittstudie bereits die Gründe für das psychische Leiden von Menschen während Arbeitslosigkeit untersucht. Allerdings gibt es auch Hinweise darauf, dass eine einmal gemachte Arbeitslosigkeitserfahrung längerfristige Auswirkungen haben kann – selbst wenn die ehemals arbeitslosen Personen wieder im Erwerbsleben stehen. Unklar ist jedoch, inwieweit und in welchen Fällen Spätfolgen im Hinblick auf die psychische Gesundheit und den subjektiven Karriereerfolg auftreten. In einem DFG-Fortsetzungsprojekt (PA 2095/2-2) soll daher untersucht werden, welche spezifischen Aspekte von Arbeitslosigkeit Spätfolgen vorhersagen. Hierbei werden insbesondere die latenten Funktionen der Erwerbsarbeit sowie Erwerbsstatusinkongruenz betrachtet werden, deren Bedeutung für das psychische Leiden während Arbeitslosigkeit bereits im vorangegangen Projekt herausgestellt wurde. In weiteren sechs Erhebungswellen soll zudem der Verlauf solcher Spätfolgen analysiert werden und schließlich das psychopathologische Syndrom, das die Spätfolgen von Arbeitslosigkeit kennzeichnet, beschrieben werden.

Produktivität in Teams fördern und individuelle Freiräume schaffen

In einer Längsschnittstudie, die wir in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Eindhoven sowie den Praxispartnern der BlackBox/Open GmbH & Co. KG und der Feedbit Software GmbH durchführen, wird in verschiedenen Arbeitsgruppen ProMES (Productivity Measurement and Enhancement System) eingeführt. Es soll zudem untersucht werden, inwieweit im ProMES Prozess „Job Crafting“ angeregt wird.  Job Crafter passen ihre Arbeitsaufgaben und Arbeitsumgebung eigeninitiativ an, um bestmögliche Arbeitsergebnisse zu erzielen. Sie tun das proaktiv, also ohne Aufforderung, indem sie Ressourcen (z.B. Informationen, Feedback) aufspüren und nutzen, neue Herausforderungen (ausprobieren, innovieren, Kollegen unterstützen) suchen und Belastungen reduzieren (proaktives Selbstmanagement in Stresssituationen).
An der Studie nehmen insgesamt 150 Teilnehmer aus 17 Arbeitsgruppen in drei Unternehmen (ein Technologiekonzern, ein Finanzdienstleister, ein Unternehmen in der Baubranche) teil. Untersucht werden Variablen wie Teamleistung, Arbeitsengagement, Teamklima oder das Innovationsverhalten der beteiligten Personen. Die Studie wird im Rahmen des Schöller Senior Fellowships der Theo und Friedl Schöller Stiftung durchgeführt. Preisträgerin ist Prof. Dr. Evangelia Demerouti von der TU Eindhoven.

Executive Summary

Expertenstudie zur Reliabilität und Validität von Arbeitszeugnissen

Um den Nutzen von Arbeitszeugnissen für die Personalauswahl zu ermitteln, wurde in zwei Studien die Reliabilität und die Validität der in den Zeugnissen enthaltenen Beurteilungen untersucht. Für die Aussagekraft von Arbeitszeugnissen sprechen, dass gewissenhaftere Personen positivere Beurteilungen erhalten so­wie die Tatsache, dass Zeugnisse bei verhaltensbedingter Kündigung negativer ausfallen als bei betriebsbedingter oder arbeitnehmerseitiger Kündigung. Insgesamt weisen Ar­beitszeugnisse eine moderate Validität im Hinblick auf Selbst- und Fremdbeurteilungen verschiedener Kriterien der Arbeitsleistung und des Sozialverhaltens auf. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass in der Zeugnissprache geschulte Leser sehr gut in ihren Interpretationen der Zeugnisformulierungen übereinstimmen, während ungeschulte zeugniserfahrene Personaler und Führungskräfte nur moderate Beurteilerübereinstimmungen erreichen. Werden Arbeitszeugnisse richtig ausgewertet, können sie einen bedeutsamen Beitrag zu einer fundierten Vorauswahl der Bewerber leisten.

Deprivierte Bedürfnisse und inkongruente Werte

Arbeitslosigkeit geht nicht nur mit eingeschränkter psychischer Gesundheit einher, sondern verursacht diese auch. Die vermittelnden Wirkmechanismen, die zu diesem Effekt beitragen, sind bisher jedoch noch nicht aufgeklärt. Die Befundlage zu der renommiertesten einschlägigen Theorie, dem Deprivationsmodell von Jahoda (1981, 1986, 1997) ist unübersichtlich, zudem fehlt es an aussagekräftigen Längsschnittstudien zur Überprüfung der Kausalannahmen des Modells. Die bedürfnistheoretische Fundierung des Modells erscheint zudem lückenhaft. Als Ergänzung zum Deprivationsmodell von Jahoda (1981, 1986, 1997) wurde vom Antragsteller vor Kurzem die Inkongruenzhypothese formuliert, die die Relevanz von arbeitsbezogenen Werten und Lebenszielen für die psychischen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit betont (Paul & Moser, 2006). In dem beantragten Projekt wird daher vorgeschlagen (1) die existierenden Daten zum Deprivationsmodell metaanalytisch zu integrieren, um so erstmals den gegenwärtigen Forschungsstand zu ermitteln und allgemein verfügbar zu machen; (2) eine Längsschnittstudie mit mehreren Wellen durch zu führen, um die Kausalannahmen des Modells umfassend zu testen; (3) die bisher vernachlässigten Grundbedürfnisse nach Autonomie sowie Kompetenz in das Modell zu integrieren und empirisch zu testen; und (4) mittels einer neu entwickelten Skala im Rahmen der Längsschnittstudie zusätzlich die Annahmen der noch wenig erforschten Inkongruenzhypothese zu überprüfen (DFG-Projekt PA 2095/2-1).

Resilire

Resilire – Altersübergreifendes Resilienz-Management (BMBF-Verbundprojekt). Koordination des BMBF-Verbundprojekts (FKZ 01FK14022; Projektleiter: Prof. Dr. Klaus Moser, Projektbearbeiter Dr. Roman Soucek). Im Projekt werden gemeinsam mit wissenschaftlichen und betrieblichen Partnern Instrumente zur Diagnose und Förderung der Resilienz von Beschäftigten entwickelt, welche die psychische Gesundheit von Beschäftigten fördern. Die anwendungsorientierten Instrumente werden in ein ganzheitliches und altersübergreifendes Konzept zusammengeführt, das Online- und Präsenzmaßnahmen verbindet sowie Leitlinien für ein betriebliches Resilienz-Management formuliert. Ein Netzwerk von 10 Umsetzungs- und Transferpartnern unterstützt die Verwertung der Projektergebnisse in der betrieblichen Praxis.

Homepage des Projekts Resilire

IntegaFlex

IntegaFlex – Integrations- und Kompetenzmanagement im Kontext von Flexibilisierungsstrategien in KMU. Teilvorhaben im Verbundprojekt FlexPro – Flexible Produktionssysteme innovativ managen”. BMBF-Verbundprojekt in Trägerschaft des DLR. (FKZ 01FH09022; Projektbearbeiter: Dr. Nathalie Galais, Cynthia Sende). Das Projekt zielte darauf ab, Konzepte zur Gestaltung einer gelungenen fachlichen und sozialen Integration von internen und externen flexiblen Mitarbeiter/innen zu entwickelt. Diese wurde im Kontext spezifischer Flexibilisierungsstrategien von Unternehmen als auch den Möglichkeiten der individuellen Kompetenzentwicklung betrachtet.

Atypische Erwerbsverläufe

Atypische Erwerbsverläufe und Arbeitsorganisationsformen und ihr Zusammenhang zu wahrgenommenen Fehlbelastungen im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA; Projektbearbeiter: Dr. Nathalie Galais): Befragung von über 400 Personen in atypischer Beschäftigung und Entwicklung geeigneter Messinstrumente zur Erfassung spezifischer Stressoren (Galais, Moser & Münchhausen, 2007).

Entwicklung und Evaluation eines Trainingsmoduls zum Umgang mit Informationsüberflutung

Projekt „Entwicklung und Evaluation eines Trainingsmoduls zum Umgang mit Informationsüberflutung“ (INQA-Projekt 81; Projektleiter: Prof. Dr. Klaus Moser, Projektbearbeiter Dr. Roman Soucek). Im Rahmen dieses Projekts wurde mit betrieblichen Partnern (Siemens AG, Roche Diagnostics GmbH, Datev eG) ein Trainingskonzept zum belastungsgünstigen Einsatz der E-Mail-Kommunikation entwickelt und bei den Kooperationspartnern eingesetzt. Das Trainingskonzept wurde nach Projektende erfolgreich in der Praxis eingesetzt, was in einer umfassenden Evaluationsstudie festgestellt wurde (Soucek & Moser, 2010).

Steigende Informationsflut am Arbeitsplatz

Projekt „Steigende Informationsflut am Arbeitsplatz: belastungsgünstiger Umgang mit elektronischen Medien (E-Mail, Internet)“ (Projekt F 1814 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin; Projektleiter: Prof. Dr. Klaus Moser, Projektbearbeiter: Dr. Katja Preising). Mit diesem Projekt wurde das Thema der Informationsflut konzeptionell erschlossen und entsprechende Erhebungsinstrumente entwickelt (Moser, Preising, Göritz & Paul, 2002).

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg